Backups in der Cloud sollen das Sichern von Daten leichter machen. Welche Wolke am besten passt, ist für Mittelständler eine Frage der Unternehmensgröße – und des Vertrauens.
Freitagnachmittag, das Wochenende naht. Die Mitarbeiter sind schon aus dem Haus, der Chef fummelt noch an seinem Rechner – das Backup wichtiger Daten ist mal wieder fällig. Wenn der Computer den Geist aufgibt, sollen schließlich nicht alle gesammelten Daten futsch sein. Also wenigstens einmal im Monat eine DVD brennen oder die externe Festplatte anschließen. Und hoffen, dass die Mitarbeiter wichtige Daten ebenfalls wie abgemacht sichern.
„Gerade in kleinen Unternehmen ist das manuelle Sichern von Daten immer noch üblich“, sagt Alexander Meiners, Backup-Experte für Kleinunternehmen beim Business-Software-Anbieter Sage. Dabei könnte das umständliche Sichern dank der Cloud bald ein Ende haben. Backup-Server versprechen Mittelständlern das einfachere und sicherere Erstellen von Kopien für den Notfall, weit besser als auf der DVD oder externen Festplatte.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Bei der sogenannten Private-Cloud schaffen Firmen einen eigenen Server an, auf dem Daten von sämtlichen Firmenrechnern gesichert werden. Bei der öffentlichen Cloud stellt ein Dienstleister einen Server, auf dem Firmen ihre Daten speichern können. In Deutschland nutzen inzwischen 37 Prozent der Mittelständler eine private, 35 Prozent eine öffentliche Cloud, so eine aktuelle Studie des Softwareunternehmens Symantec. Mehr als jeder vierte Nutzer sieht in der Cloud vor allem eine Versicherung gegen Ausfälle seiner IT-Infrastruktur.
Business-Software-Anbieter Sage hat die Backups in der Cloud seit vergangenem Jahr im Programm. Für zehn Euro im Monat können bis zu fünf Nutzer regelmäßig ihre Daten sichern. Dazu bauen sie zu Beginn einmalig manuell eine Verbindung zum Sage-Service auf und melden sich mit Passwort an. Ab dann sichert die Software vollautomatisch im Hintergrund die Daten aus Sage-Anwendungen, ohne dass der Nutzer sich zu kümmern braucht. Außerdem kann der Kunde auch Dateien außerhalb des Sage-Universums bestimmen, die mit gesichert werden sollen. Die Sicherungsintervalle sind von wenigen Minuten bis zu einmal täglich frei wählbar. Bis zu 250 Gigabyte sind in der Pauschale enthalten: „Bislang reicht diese Speicherkapazität für jeden Kunden aus“, sagt Meiners.
Neben der einfachen Handhabe sieht er Vorteile bei der Sicherheit: Bei elementaren Schäden wie Feuer oder Wasser im Unternehmen nutzen herkömmliche Backups nichts, wenn der externe Datenträger im Büro liegt und gemeinsam mit den Rechnern zerstört wird. Gleiches gilt, wenn Einbrecher in der Firma zuschlagen.
„Viele Unternehmer zweifeln noch, ob ihre Daten bei externen Dienstleistern besser aufgehoben sind als bei ihnen selbst“, sagt Meiners. Experten warnen immer wieder davor, Daten auf ausländischen Servern zu speichern, erst recht, wenn sie außerhalb der EU stehen. Die Server, auf denen Sage die Daten der Kunden speichert, stehen deshalb in einem Rechenzentrum in Deutschland. Sie unterliegen damit den strengen deutschen Datenschutzbestimmungen.
Außerdem werden die Daten schon auf dem Rechner des Kunden verschlüsselt, bevor sie ihre Reise durch die Datenleitung antreten. Damit soll verhindert werden, dass sie unterwegs jemand ausspioniert. Selbst Sage kann die Informationen nicht im Klartext lesen, sondern nur verschlüsselte Puzzleteile. „Nur der Anwender kann die Daten mithilfe seines Passwortes auf seinen Rechnern einsehen, sonst niemand“, sagt Meiners.
Rüdiger van Hal, Chef der auf kleine und mittelständische Unternehmen spezialisierten Unternehmensberatung Mediadefine aus Essen, hält Backups per öffentlicher Cloud vor allem für Kleinstunternehmen von fünf bis zehn Nutzern für sinnvoll. Je nach Datenvolumen liege die Grenze höher oder niedriger. Immer vorausgesetzt, dass die technischen Voraussetzungen stimmen: „Bei vielen kleinen und mittelgroßen Firmen ist die DSL-Leitung schlicht zu klein, um Daten sinnvoll in einer Cloud zu sichern“, sagt van Hal. Denn spätestens, wenn häufig große Pakete wie Grafikdateien durch die Leitung verschoben werden, treibt das Hochladen die Leitung an ihre Grenzen, zumal wenn sich mehrere Mitarbeiter eine Datenleitung teilen. „Genau das ist aber bei vielen Kleinunternehmen üblich“, sagt van Hal.
Spätestens ab einer Unternehmensgröße von 20 Mitarbeitern hält er die öffentliche Cloud zur Datensicherung für unwirtschaftlich. „Für solche Unternehmen lohnt es meist, einen eigenen Server anzuschaffen und dort die Daten zu sichern“, sagt van Hal. Denn der ist dann meist günstiger, als für jeden Arbeitsplatz einen Cloud-Vertrag abzuschließen. Außerdem muss der Unternehmer seine Daten nicht nach draußen geben. „Das ist aus Sicht vieler Firmenchefs noch immer eine großer Vorteil“, sagt van Hal. Und wenn der Server nicht gerade in der Firmenzentrale steht, sondern zum Beispiel in einer Niederlassung oder in einer geschützten Serverfarm, passiert den Sicherungskopien auch nichts, wenn es tatsächlich einmal brennen oder einen Wasserschaden geben sollte. Das Sichern in einer solchen privaten Cloud funktioniert ebenfalls vollautomatisch, wenn der IT-Administrator oder ein Dienstleister den Service einrichtet: „Jeder Unternehmer kann selbst bestimmen, ob seine Daten in Echtzeit, alle paar Minuten oder einmal pro Nacht gespeichert werden sollen“, erläutert van Hal.
Ob private oder öffentliche Cloud, wichtig ist in jedem Fall der Schutz vor Angriffen aus dem Internet. Denn die größte Gefahr droht Firmendaten längst nicht bei einem Brand im Büro oder wenn eine Festplatte den Geist aufgibt. „Angriffe mit Trojanern und Viren, die Daten ausspähen oder Rechner lahm legen sollen, werden für Unternehmen ein immer größeres Problem“, sagt van Hal. Viele Cloud-Anbieter werben deshalb mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen. „Die sind beim eigenen Server aber genauso gut machbar“, sagt van Hal.